Mehr Sichtbarkeit für die Lieferketten im Einzelhandel

Fast Moving Consumer Goods (FMCG), im deutschen Sprachraum auch schnelldrehende Produkte oder „Renner“ genannt, bezeichnen Waren, die schnell im Verkaufsregal rotieren. Dazu zählen z. B. Produkte des täglichen Bedarfs, wie Nahrungsmittel, Pflegeprodukte oder Reinigungsmittel. Bei diesen Produkten greifen Konsumenten gerne, ohne lange nachzudenken ins Regal. Und genauso schnell, wie die Kaufentscheidung muss auch die Bereitstellung dieser Produkte für den Einzelhandel sein. Denn Einzelhändler müssen sicherstellen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kunden möglichst schnell befriedigen können. Jesper Bennike geht in seinem Bericht auf dieses Thema ein.

Von Jesper Bennike

(Wien) Das Kaufverhalten der Verbraucher hat sich in den letzten 18 Monaten drastisch verändert. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass immer mehr von ihnen selbst Alltagsprodukte und Lebensmittel über das Internet bestellen. Für Unternehmen steigt dadurch der Druck, die gestiegene Nachfrage im Onlinehandel zu erfüllen. Dafür müssen sie sicherstellen, dass ihre Prozesse effizient genug sind, um mit der gestiegenen Nachfrage Schritt zu halten.

Die Kunden von heute sind anspruchsvoller denn je. Kundenbeschwerden im E-Commerce beziehen sich hauptsächlich auf schnellere Reaktionszeiten und die Sendungsverfolgung. Verbraucher möchten ungefragt und schnell über Verzögerungen oder Unterbrechungen während des Zustellungsprozesses informiert werden. Angesichts dieser Herausforderungen liegt es auf der Hand, dass mehr Sichtbarkeit innerhalb der Lieferkette eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung dieser Prozesse spielen kann. Real Time Visibility (RTV) kann dabei die Abläufe und Prozesse in den folgenden drei Bereichen nachweislich verbessern.

Die Supply Chain effizienter machen

Der Mehrwert von RTV zeigt sich in der Regel sehr schnell: Innerhalb kürzester Zeit kann die Technologie dazu beitragen, die Lieferketten im Einzelhandel effizienter zu machen. Mithilfe von RTV erhalten Unternehmen Informationen über den Status einer Lieferung in Echtzeit und können im Bedarfsfall schnell auf eine Statusänderung reagieren.

Das hilft Spediteuren dabei, ihre Kunden frühzeitig über eventuelle Verzögerungen zu informieren, sodass diese ihre Transporte neu priorisieren und Zeitfenster neu zuweisen können. Mithilfe von Echtzeit-Verfolgung der Transporte können Kunden sicherstellen, dass ihre Lager jederzeit für eingehende Transporte bereit sind – und das unabhängig davon, ob die Lieferung zum vereinbarten Zeitpunkt eintrifft oder nicht. Indem Abläufe proaktiv neu priorisiert werden, kann die Zeit eines LKWs im Lager geringgehalten und die Ladezeit um mehr als 20 Prozent reduziert werden. All das sorgt für schnellere Durchlaufzeiten und einen effizienteren Lagerbetrieb.

Darüber hinaus werden Kontrollanrufe mithilfe von RTV-Lösungen automatisiert, so dass Kunden konsistente ETA-Updates erhalten und schnell auf Störungen und Verzögerungen reagieren können. Dadurch sparen auch Transportunternehmen viel Zeit, da Standortinformationen nicht mehr manuell beim Fahrer abgefragt werden müssen.

Das Kundenerlebnis verbessern

RTV gibt Spediteuren die nötigen Mittel an die Hand, um volle Transparenz über multimodale Transporte zu gewährleisten. Da immer mehr betriebliche Tätigkeiten mit Multi-Leg-Lösungen durchgeführt werden, bietet RTV die Möglichkeit, mehrere Transportarten – egal ob Bahn, Binnen- oder Frachtschiff – auf dem Weg einer Sendung mit einzubeziehen.

Dadurch kann der gesamte Transportprozess dargestellt werden, was zu besseren Einblicken und mehr Transparenz führt. Das wiederum stärkt das Vertrauen der Kunden, da diese sofort über eventuelle Verzögerungen informiert werden.

Zudem gewinnen Mitarbeiter durch die Automatisierung von Kontrollanrufen wertvolle Zeit zurück, die sie der Bearbeitung von Kundenanfragen widmen können. Teams im Kundendienst erhalten Zugang zu Echtzeitinformationen und können so das Kundenerlebnis und den Kundenservice weiter verbessern.

Der Umwelt zuliebe

Laut einer Studie von Transporeon schreiben 66 Prozent der Spediteure dem CO2-Ausstoß im Frachtverkehr eine hohe Priorität zu. RTV geht dieses Problem an, indem es detaillierte Einblicke in die Nutzung von LKWs über multimodale Lieferketten hinweg bietet. Dies kann dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck innerhalb der Supply Chain zu verringern. Unternehmen können beispielsweise Routen nachverfolgen und optimieren, zurückgelegte Entfernungen reduzieren sowie Kapazität und Nachfrage besser aufeinander abstimmen. All dies kann dazu beitragen, Leerkilometer zu verringern und somit die Nachhaltigkeit der gesamten Lieferkette zu verbessern. Darüber hinaus können die generierten Daten eine Grundlage für die Messung und Quantifizierung von Nachhaltigkeitszielen bilden, und so die Reduktion von CO2 weiter voranbringen.

Den Betrieb am Laufen halten

Insbesondere für Lieferketten im Einzelhandel ist Resilienz besonders wichtig. Doch leider gehören Unterbrechungen zum Alltag jeder globalen Lieferkette. Der Zugang zu Informationen in Echtzeit ist daher von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Prozesse flexibler zu gestalten und vorausschauende Abläufe zu schaffen.

RTV-Daten helfen dabei, Probleme im Voraus zu erkennen und sie proaktiv mit den Kunden zu kommunizieren. Vor allem im Hinblick auf Feiertage wie Ostern und Weihnachten oder Shopping-Events wie Black Friday ist der Zugang zu Echtzeitdaten von entscheidender Bedeutung. Der Brexit und die Pandemie haben uns vor Augen geführt, was passieren kann, wenn die Lieferketten plötzlich nicht mehr reibungslos funktionieren. Bei Störungen im größeren Umfang ist die Fähigkeit, schnell auf Probleme zu reagieren und diese zu lösen, der Schlüssel für eine funktionierende Supply Chain.

Nestlé zum Beispiel konnte RTV nutzen, um auf die schwankende Produktnachfrage zu reagieren und die Resilienz seiner Lieferketten über die Covid-19-Pandemie hinaus zu verbessern. RTV ermöglichte es Nestlé, Probleme zu erkennen und alternative Routen/Modi für mehr als 3.000 wöchentliche internationale Transporte zu planen.

Die Zukunft ist da

All das zeigt, welche Rolle RTV bei der Verbesserung von Abläufen im Einzelhandel spielt. Es ist allerdings nur der erste Schritt auf dem Weg zur vollständigen digitalen Transformation der Lieferkette.

Der größte Mehrwert für alle Beteiligten entsteht dann, wenn RTV-Daten in die Transportabwicklung integriert werden. KI und Machine Learning können die Entscheidungsfindung verbessern und automatisieren - vom dynamischen Zeitfenstermanagement bis hin zu automatisierten Zahlungsprozessen.

So sieht die Zukunft der globalen Lieferketten aus. Einzelhandelsunternehmen und Anbieter von FMCG müssen bereit sein, sich auf dieses Level der Transformation einzulassen, wenn sie in einer zunehmend vernetzten und komplexen Welt erfolgreich sein wollen.

Jesper Bennike ist Executive Director bei Sixfold, Europas führender Serviceanbieter für Real Time Visibilty in der Supply Chain. Er arbeitete mehr als ein Jahrzehnt in der globalen Halbleiterindustrie für weltweit führende Unternehmen wie Texas Instruments, Lumileds und Seoul Semiconductors. 2015 war Jesper Mitbegründer von GateHouse Logistics und baute das Unternehmen zu einem der führenden Visibility-Anbieter für Komplettladungen in Europa aus. Jesper hat eine Leidenschaft für das Transporttechnologiegeschäft und arbeitet an Technologien, die nicht nur das EBIT der Kunden verbessern, sondern auch eine bessere Arbeitsumgebung schaffen und sich tatsächlich auf Kohlenstoffemissionen auswirken. Jespers Team bei Sixfold konzentriert sich auf den Aufbau und den Betrieb des weltweit größten Echtzeit-Datenverbindungsgewebes, das allen Beteiligten in der Lieferkette eine einzige Datenplattform bietet. www.sixfold.com